Arbeit

Arbeit

Ein interessantes Experiment wurde von Soziologen der University of Glamorgan (UK) durchgeführt, die 45 Rentner im Alter zwischen 62 und 94 Jahren zu ihrer Einstellung zu Arbeit und Ruhestand befragten. Es gelang ihnen, drei Kategorien von Rentnern zu ermitteln.

Mehr als die Hälfte derjenigen, die in den Ruhestand gegangen sind, haben ihre Arbeit gerne gemacht, aber aus verschiedenen Gründen freiwillig aufgegeben: gesundheitliche Bedenken, Unlust, neue Arbeitstechniken und -methoden zu erlernen, ein Wechsel des Managements oder lästige Routine. In ihrer neuen Situation schätzen sie die Freizeit, die sie haben, und die neuen, ungewohnten täglichen Probleme, die sich von denen unterscheiden, die sie während ihres Arbeitslebens hatten.

Die Rentner der zweiten Gruppe – mehr als ein Drittel der Befragten – hielten ihren Beruf für so wichtig, interessant und befriedigend, dass sie den Eintritt in den Ruhestand so lange wie möglich hinausschoben. Sie eröffneten neue Projekte am Arbeitsplatz und versuchten, völlig unersetzlich zu werden, so dass sich weder Vorgesetzte noch Kollegen vorstellen konnten, wie die Organisation funktionieren würde, wenn diese Person in den Ruhestand ging. Die Arbeit war das Rückgrat ihres Lebens, und sie befürchteten, dass sie außerhalb der Arbeit ihren Daseinszweck und ihre Bedeutung in ihren eigenen Augen und in der Meinung anderer verlieren würden.

Das Motto der dritten und kleinsten Gruppe lautete “Leben ohne Arbeit ist sinnlos”. Sie gingen völlig in ihrem Beruf auf und gaben dafür praktisch ihr Privatleben auf. Und als sie aus dem einen oder anderen Grund in den Ruhestand gehen mussten, stellte sich heraus, dass weder die Geselligkeit mit Freunden noch die Hobbys (und für viele war die Arbeit auch ein Hobby) die entstandene Leere ausfüllten. Solche Ruheständler leben isoliert, haben wenig soziale Kontakte, sind inaktiv und bedauern noch immer das Ende ihres Arbeitslebens.

Die Schlussfolgerung der Soziologen: Menschen, die ihr ganzes Leben lang nur gearbeitet haben und keine andere soziale Rolle für sich gefunden haben, können sich nicht mit ihrem Ruhestand abfinden. Diejenigen, die gerne gearbeitet haben und ihren Beruf liebten, aber auch soziale Kontakte außerhalb des Dienstes pflegten, interessante Hobbys fanden und andere, nicht mit der Arbeit verbundene Interessen beibehielten, passen sich am besten an ihre neue Situation an.

Wie die Studie gezeigt hat, haben sich jedoch fast alle Befragten im Laufe der Zeit an ihren neuen Zustand gewöhnt und betrachten den Ruhestand nicht als das Ende ihrer gewohnten Existenz, sondern als den Beginn eines neuen, nicht weniger interessanten und abwechslungsreichen Lebensabschnitts.
Scroll to top